Wissenschaftler sind einhellig der Meinung, dass sich die globale Erwärmung negativ auf die Sicherheit von Lebensmitteln auswirkt. Als Futtermittelwirtschaft müssen wir darauf vorbereitet sein und für Innovationen und neue Arbeitsmethoden aufgeschlossen sein.
Johan den Hartog
Managing Director, GMP+ International
Eine steigende Temperatur. Mehr Trockenheit. Zunehmende Luftfeuchtigkeit. Extremer Regenfall. Der Klimawandel schafft Verhältnisse, in denen Mikroorganismen besser gedeihen und sich durch Lebensmittel übertragbare Krankheiten schneller verbreiten können.
Eine Studie hat beispielsweise ergeben, dass ein Temperaturanstieg von 2 Prozent zu einer Verdopplung von Aflatoxin B1 in Mais führt (Battilani, P. et al. Aflatoxin B1 contamination in maize in Europe increases due to climate change, 2016). Dieses Phänomen können wir bereits in den eher tropischen Gebieten wahrnehmen. Ferner bildet die Migration exotischer Arten eine Gefahr für Mensch und Tier, so die Europäische Organisation für Lebensmittelsicherheit EFSA.
Die obigen Szenarien führen nicht nur zu mehr Infektionen, sondern auch zu einer Erhöhung des Einsatzes von Pestiziden, was wiederum höhere Rückstände in Futter- und Lebensmitteln nach sich zieht.
Nimmt man außerdem noch die zunehmende Internationalisierung und das Bevölkerungswachstum in Betracht, so ergibt sich ein immenses Problempotenzial. Vor allem angesichts der Tatsache, dass das Bevölkerungs- und Konsumwachstum in den nächsten Jahrzehnten vor allem in Regionen mit weniger gut entwickelten Sicherheitsstandards stattfindet.
Für die weltweiten Futtermittelwirtschaft bedeutet dies, dass wir uns auf eine unsichere und potenziell weniger abgesicherte Zukunft vorbereiten müssen. Maximale Qualitätskontrollen, Torwächterverfahren, Steuerung der Temperatur und Feuchte bei der Lagerung von Erzeugnissen und eine optimale Lüftung stellen einen nicht mehr als notwendigen Anfang dar. Wir müssen vor allem eine Vorreiterrolle bei der Produktion von mehr (für eine wachsende Weltbevölkerung) mit weniger (Rohstoffen, Emissionen, Abfall) übernehmen. Dabei sind wir auf für Innovationen wie novel feeds (neuartige Futtermittel, etwa Protein aus Insekten, Mikroalgen) aufgeschlossen.
Es gibt keine fertigen Antworten, eines steht jedoch fest: Änderungen sind unvermeidlich. Wir sollten auf jeden Fall dafür sorgen, dass wir darauf vorbereitet sind. Ich zitiere in diesem Zusammenhang gerne Berhe Tekola von der FAO: „Lasst uns den Klimawandel überwältigen, ehe wir von ihm überwältigt werden.“