Wenn wir von Futtermittelsicherheit sprechen, ist es verlockend, sich ausschließlich auf die Anwendung der richtigen Standards und Verfahren zu konzentrieren. Und obwohl auch dies im Hinblick auf die Gewährleistung unbedenklicher Futtermittel natürlich ausgesprochen wichtig ist, sind Werte wie Ehrlichkeit, Integrität und Zuverlässigkeit mindestens genauso essentiell.
Johan den Hartog
Managing Director, GMP+ International
Standards und Integrität sind selbstverständlich miteinander verbunden, zugleich sind es jedoch zwei völlig verschiedene Sachen. Standards bieten klare Regeln, und Integrität ist ein Wert. Das eine ist „hart“, das andere „weich“. Ein Standard ist messbar, Integrität ist das nicht. Als Träger eines Futtermittelsicherheitssystems geben wir ausschließlich Zertifikate auf der Grundlage unserer „GMP+ FSA“-Standards heraus. Außerdem fördern wir Integrität, da es dafür jedoch keine objektiven Maßstäbe gibt, ist dies allerdings kein Bereich, für den zertifizierte Unternehmen Punkte sammeln können.
Integrität ist ein Bestandteil eines Phänomens, das wir als „Feed Safety Culture“ bezeichnen. Es handelt sich um die richtige Haltung: Wir können nicht über Futtermittelsicherheit verhandeln, sie muss ein Bestandteil der DNA der Unternehmenseigner und deren Arbeitnehmern sein.
Aber obwohl wir Unternehmen oder Menschen nicht zwingen können, ethisch zu werden – das ist man schließlich oder ist es eben nicht – können wir als Community im Bereich der Futtermittelsicherheit durchaus Maßnahmen ergreifen, um die Integrität innerhalb der Kette zu erhöhen. Und damit verringern wir die Erfolgsaussichten böswilliger Parteien.
Laboranalysen sind beispielsweise für eine zuverlässige Futtermittelsicherheitskette unerlässlich. Falsche Analyseergebnisse untergraben das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Kraft der gesamten Kette und gefährdet außerdem die Futtermittelsicherheit an sich. Schlimmer noch: In den vergangenen Jahren hat sich eine Reihe Zwischenfälle ereignet, die durch unrichtige Analyseergebnisse verursacht worden waren, was zu Verwirrung und Stress bei Unternehmen innerhalb der Futtermittelkette geführt hat.
Deshalb hat GMP+ International voriges Jahr das Programm „Registrierte GMP+-Labore“ (GMP+ B11) lanciert, in dessen Rahmen Laboren eine Reihe Leistungskriterien vorgegeben wird, denen sie zu genügen haben, um weiterhin für GMP+ FSA Analysen auf kritische Kontaminanten durchführen zu dürfen. Die niederländische Lebensmittel- und Warenprüfbehörde (Nederlandse Voedsel- en Warenautoriteit - NVWA) hat sich lobend über dieses Programm geäußert. Und ja, wir begegneten auch Skepsis: Lässt sich so etwas wirklich weltweit verwirklichen? Jetzt, ein Jahr später, mit 74 registrierten Laboren in 23 Ländern und noch viel mehr, die sich noch in der Antragsphase befinden, können wir den Schluss ziehen, dass der Markt daran weltweit Bedarf hat.
In dem Maß, in dem die Zahl der Registrierten GMP+-Labore weiter steigt, nimmt das Vertrauen und die Zuverlässigkeit innerhalb der Kette ebenfalls zu. Integrität lässt sich zwar möglicherweise nicht mit Zahlen messen, wir können Sie jedoch schon gemeinsam verbessern!
Wir sind auf Ihre Meinung gespannt. Lassen Sie uns vor allem wissen, was Sie davon halten.