Futtermittelwirtschaft ohne Antibiotika

Dienstag, 28. Juli 2020

In immer mehr Ländern steht der Einsatz von Antibiotika als Wachstumsförderer zunehmend mehr unter Druck. In der Europäischen Union ist eine solche Verwendung bereits seit 2006 verboten. In den Niederlanden führen der Staat und die Wirtschaft seit 2009 eine aktive Politik zum Zurückdrängen von Antibiotika als prophylaktische oder kurative Medikation. Die Ergebnisse können sich sehen lassen.

Blog July - Feed sector doesn’t need antibiotics

Johan den Hartog
Managing Director, GMP+ International

Seit 2007, dem Jahr, in dem der Einsatz von Antibiotika in der niederländischen Viehhaltung seinen Höhepunkt hatte, ist deren Einsatz um stolze 70 Prozent gesunken.

„Die gängige Wahrnehmung der Öffentlichkeit, dass die Viehhaltung Unmengen Antibiotika verwendet, stimmt nicht“, stellt Piet van der Aar von Schothorst Feed Research in seinem Blog fest. Diese Wahrnehmung ändert sich jedoch nicht, schreibt Piet, wenn die gute Nachricht nicht auch vermittelt wird. (Eine sehr wahre Bemerkung, die nicht nur in Bezug auf Antibiotika gilt. Kommuniziert proaktiv, öffnet die Tore, zeigt der Außenwelt, was alles gut läuft.)

Die Niederlande sind Vorreiter

Im internationalen Vergleich nimmt die niederländische Viehhaltung im Bereich des Zurückdrängens der antibiotischen Medikation eine Vorreiterrolle ein. Auf Betreiben der niederländischen Futtermittelwirtschaft und Viehhaltung hat GMP+ International im Jahr 2011 die GMP+ NL Country Note für die Herstellung antibiotikafreier Futtermittel eingeführt. Diese Vorschriften hatten auch einen positiven Einfluss auf die Lenkung der Verschleppungsproblematik im Futtermittelwerk.

Im Jahr 2018 beschloss die Europäische Union ein Verbot der metaphylaktischen Antibiotikabehandlung in der Viehhaltung.

Das Arzneimittel ist problematisch, da es auch gute Bakterien tötet. Dies führt bei den Tieren zu einer verschlechterten Darmflora und einem geschwächten Immunsystem. Außerdem entstehen dadurch antibiotikaresistente Bakterien (AMR), durch welche die Verwendung von Antibiotika als Arzneimittel erschwert wird.

Problematisch

Aus diesem Grund wird die Verwendung von Antibiotika in immer mehr Ländern entmutigt. Im vergangenen Monat wurde in China der Einsatz von Antibiotika im Sektor zur Herstellung tierischer Erzeugnisse verboten.

Eine bessere Alternative für den Einsatz von Antibiotika sind Maßnahmen im Bereich von Nährstoffen, mit denen sich die Darmflora und das Immunsystem von Tieren positiv beeinflussen lassen. Dabei können auch allerlei Produkte wie Öle, Pflanzenextrakte und andere natürliche Produkte nützlich sein, die so genannten Probiotika. Interessant ist auch der möglicherweise positive Einfluss von Insekten in Futtermitteln auf die Darmflora.

Neue Chancen

Die niederländische Futtermittelwirtschaft konnte eine Vorreiterrolle spielen, da bereits Jahre vor dem Jahr 2006 in der gesamten Branche die Wichtigkeit von Untersuchungen nach dem Ausgleich der Auswirkungen des Verbots im Hinblick auf Ernährungsaspekte erkannt wurde. 

Damit wird belegt, dass die Futtermittelwirtschaft, gleich wo auf der Welt, einen Beitrag leisten kann, indem Verantwortung getragen wird und rechtzeitig Veränderungen antizipiert werden. Veränderungen werden oftmals als Bedrohung betrachtet, sie bieten jedoch auch Innovationschancen.

Wir von GMP+ International geben der Futtermittelwirtschaft gerne die Instrumenten zur Gewährleistung der Herstellung antibiotikafreier Futtermittel zur Hand. Wir erwägen, die GMP+ NL Country Note in einen international anwendbaren Standard umzuwandeln. Ich bin gespannt, was Sie davon halten. Sie können das Formular verwenden.

Herausforderung

Lasst uns als internationaler Sektor die Herausforderung annehmen. In den Niederlanden sehen wir, dass es auch prima ohne Antibiotika geht. Eine innovative zukunftsbeständige Arbeitsweise ist das Rezept für Wachstum und Kontinuität.

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