GMP+ International stellt Instrumente zur Betrugsbekämpfung bereit

Freitag, 20. Januar 2017

Betrug ist eine wichtige Quelle von Risiken, die die Unbedenklichkeit von Lebens- und Futtermitteln beeinträchtigen können. Auch weil Betrug das System unterminiert, das gerade zur Gewährleistung der Unbedenklichkeit erstellt worden ist. Die Futtermittelwirtschaft ist sich wie die Lebensmittelindustrie der Notwendigkeit bewusst, dass diesem Thema Aufmerksamkeit zu widmen ist und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen sind. Um dazu einen Beitrag zu leisten, hat GMP+ International eine Anleitung erstellt. Das Informationsdokument zu Futtermittelbetrug stellt Instrumente zur Erkennung von Betrug bereit und beschreibt die Auswirkungen von Betrug und nennt die Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können.

Definition

Der Vorgehensplan gegen Betrug wurde im vergangenen Jahr mit Vertretern aus der Futtermittelkette und mit der Professorin für Food Authenticity Frau Dr. Dipl.-Ing. S. van Ruth von Wageningen Research / Rikilt ausgearbeitet. Futtermittelbetrug wird als „die betrügerische Hinzufügung nicht authentischer Stoffe bzw. die betrügerische Entfernung oder der betrügerische Austausch authentischer Stoffe“ definiert. Motiv für Futtermittelbetrug ist das Verdienen von Geld, womit sich feed fraud als vorsätzliche Handlung von feed safety unterscheidet. Bei feed safety haben Zwischenfälle mit beispielsweise unerwünschten Substanzen eine unbeabsichtigte Ursache wie Witterungsverhältnisse. Eine vorsätzliche betrügerische Handlung kann aus dem Austausch eines Erzeugnisses durch ein anderes Erzeugnis mit einem niedrigeren Wert bestehen. Auch das bewusste Verschleiern einer geringen Qualität, die unkorrekte Etikettierung oder das Beigeben nicht genehmigter Stoffe oder Erzeugnisse nicht gesicherter Herkunft zählt GMP+ International zu Betrug.

 

Auswirkung

Betrügerische Handlungen können zum Vorhandensein unerwünschter Substanzen oder Erzeugnisse in Futtermitteln führen. Dies kann zu einer Bedrohung der Futtermittelsicherheit führen. Auch die Integrität eines Unternehmens oder seiner Erzeugnisse steht bei Betrug auf dem Spiel, so warnt das Informationsdokument. Anschließend beeinträchtigt dies den Ruf des Unternehmens und der gesamten Branche sowie das Vertrauen darin. Dies kann durch den Verlust von Kunden und/oder Umsatz, erforderliche Rückrufaktionen und mögliche Schadenersatzforderungen zu wirtschaftlichen Schäden führen.

 

Anfälligkeit

Es ist wichtig, dass Unternehmen prüfen, wie anfällig sie für Futtermittelbetrug sind. In diesem Zusammenhang sind drei Faktoren maßgeblich. An erster Stelle die Zahl der Möglichkeiten zur Verübung von Betrug. Komplexe Erzeugnisse, Herstellungsprozesse oder Ketten bieten Betrügern mehr Gelegenheit zum Zuschlagen. Wenn der Betrugserkennung keine Aufmerksamkeit gewidmet wird oder diese sich schwierig gestaltet, haben Betrüger mehr Möglichkeiten. Der zweite Faktor ist der Antrieb für den Betrug. Es kann persönliche, kulturelle und wirtschaftliche Triebfedern geben. Beispielsweise finanziellen Druck von Kunden aus oder eine Gefährdung der Existenz des Unternehmens. Der dritte Faktor sind Lenkungsmaßnahmen zur Verhütung und Erkennung von Betrug. Ein Unternehmen ohne  Lenkungsplan ist anfälliger für Betrug als ein Unternehmen mit einem solchen Plan.

 

Maßnahmen bei Unternehmen

Unternehmen können sich gegen Betrug wappnen. In dem Informationsdokument stellt GMP+ International Unternehmen Instrumente zur Verfügung, die im Infoblatt über Futtermittelbetrug auch kurz und bündig genannt werden. Es ist wichtig, zu wissen, was die „Norm“ ist (was den Preis, die Qualität, Gehalte usw. betrifft).  Daraus lässt sich folgern, ob eine Abweichung vorliegt und möglicherweise Hinweis auf Betrug vorliegt.  Das Unternehmen muss mit solchen Hinweisen adäquat umgehen können. Neben einer offenen Kultur zur Meldung und Erörterung von Hinweisen bedeutet dies, dass bekannt zu sein hat, welche Maßnahmen erforderlich sind und wem welche Verantwortlichkeit obliegt.  Diese Elemente für eine betriebsinterne Vorgehensweise werden auch beim Schulungstag über Futtermittelbetrug behandelt.  GMP+ International veranstaltet nächsten Sommer einen solchen Tag.

 

EWS

Bei Hinweisen auf Betrug ergreift das Unternehmen selbst Maßnahmen. Wenn durch den betrügerischen Zwischenfall die Futtermittelsicherheit (bzw. deren Gewährleistung) bedroht ist, greift das EWS-Verfahren von GMP+ International. Das Unternehmen meldet den Zwischenfall dann GMP+ International und, sofern die nationale Gesetzgebung dies vorschreibt, den Behörden. Im Zweifelsfall ist gemeinsam mit GMP+ International abzustimmen, ob von einem Fall für das EWS-Verfahren die Rede ist. Dank Meldungen über (potenzielle) Probleme, die die Futtermittelsicherheit beeinträchtigen, hilft das EWS-Verfahren mit entsprechenden Maßnahmen Schäden zu verhüten beziehungsweise zu begrenzen. GMP+ International führt übrigens keine Ermittlungen nach Betrug durch, das ist und bleibt die Aufgabe der zuständigen Behörden.

Außer dem Informationsdokument zu Futtermittelbetrug stellt GMP+ International innerhalb des GMP+ FC scheme Dokumente über die Lenkung von Zwischenfällen im Bereich von Early Warning, Kennzeichnung und Rückverfolgbarkeit und nicht konformer Erzeugnisse zur Verfügung.